Ein Ameisenhaufen im Laufe des Jahres 2023

Reto Schöni hat in Bretzwil im Gebiet "Muserhölzli" das Ameisennest BL-Bre-0070 monatlich besucht und seine Entwicklung festgehalten. Dabei ist diese faszinierende Bilderreihe entstanden, welche die Arbeitsleistung eines Waldameisenvolkes im Laufe eines Jahres eindrücklich aufzeigt.

Bemerkenswert sind die recht massiven Beschädigungen durch Spechte und andere "Winterbesucher", welche im Frühling innerhalb weniger Wochen repariert wurden.

Habt ihr auch schon ähnliche Beobachtungen machen können? Zeigen sich alle eure Nester so widerstandsfähig gegen äussere Beschädigungen?

Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren oder sendet mir eure eigenen Bilderreihen. Diese werde ich dann gerne hier aufschalten, um sie mit allen zu teilen.

Für die Texte und Bilder bedanken wir uns ganz herzlich bei Reto.

 

Fabian Klimmek

6. Januar

Das Jahr beginnt damit, dass das Nest an mehreren Stellen abgegraben ist und von Spechten gegrabene, tiefe Löcher aufweist. Die ursprüngliche Grösse lässt sich aber noch immer erahnen.

 

7. Februar

Bis zum Februar haben sich verschiedenste Tiere nochmals am oberirdischen Teil des Nests zu schaffen gemacht und ihre Spuren hinterlassen. 2023 war es bereits sehr früh im Jahr ausser­ordentlich warm und schneefrei. Trotzdem sind zu dieser Zeit noch keine Ameisen an der Oberfläche zu beobachten.

 

9. März

Anfang März waren wegen der hohen Temperaturen offenbar bereits Ameisen am Werk. Die Oberfläche des Nests hat sich abgeflacht. Alte Teile wurden abgetragen und das Nest ist wieder mit neuen Nadeln bedeckt. Bei genauem Hinsehen sieht man auch etliche dichte Sonnungstrauben um die Eingänge herum.

 

2. April

Die Serie von Bildern in diesem Monat zeigt die hochdynamische Entwicklung des oberirdischen Teils des Nests. In der Mitte der alten Basis wurde eine neue Kuppel aus neuen und deshalb deutlich helleren Nadeln aufgebaut.

 

8. April

12. April

14. April

18. April

22. April

Bis zum Ende des Monats ist die neue Kuppel weitergewachsen und zeigt an der Oberfläche bereits die typischen Öffnungen zu den Gängen im Innern. Auf der dunkleren, alten Basis sind deutlich die eingelagerten Steinchen zu sehen. Die Kuppel ist nun schon sehr schön rund und ohne Spechtlöcher.

2. Mai

Im Mai wächst die Kuppel weiter in die Höhe. Gleichzeitig beginnt die umgebende Vegetation zu wachsen. Im Mai findet auch bereits der Hochzeitsflug statt. Dieser ist auch in diesem Jahr wieder sehr eindrücklich.

 

7. Mai

27. Mai

8. Juni

Im Juni hat das Nest bereits weitgehend die finale Höhe erreicht und eine sehr schöne, von den Ameisen sorgsam gepflegte Form erhalten. Die Basis verschwindet nun in den stark wachsenden Brombeerranken.

Bis Ende Juli bleibt das Nest weitgehend unverändert. Diese Kontinuität der makellosen Form lässt allerdings vergessen, dass auch in dieser Zeit die Kuppel von den Ameisen ständig umgebaut und erneuert wird.

 

 

5. August

Der August ist wohl der Monat mit der höchsten Individuenzahl und der grössten Aktivität auf dem und rund um das Nest. Eine der Hauptstrassen von und zum Nest führt zu einer riesigen Douglasie, die wenige Meter daneben steht und offensichtlich die Ameisenkolonie mit allem Not­wendigen versorgt.

 

14. September

Im September haben sich an der Spitze der grossen Kuppel noch weitere kleine Kuppeln gebildet, deren Ursache und Funktion ich nicht kenne. Das Nest präsentiert sich aber nach wie vor unbe­schädigt in seiner ganzen Pracht. Die Brombeerranken um das Nest herum geben ihm zusätzlichen Schutz, ohne ihm jedoch das Licht zu nehmen. Die Lage hier ist offensichtlich ideal und das Nest hat sich über die letzten 10 Jahre beständig vergrössert.

 

11. Oktober

Bei diesem Bild sind wir sichtlich bereits im Herbst angekommen. Die Nadeln auf der Hülle sind entweder dunkler oder ausgebleicht. Es sind nun auch viel mehr kleine Steinchen und längere dürre Grashalme auf der Oberfläche verteilt. Dank der nach wie vor hohen Temperaturen ist die Aktivität der Arbeiterinnen noch immer auf einem hohen Niveau.

 

22. Oktober

Die eindrückliche Grösse, die das Nest in diesem Jahr erreicht hat, zeigt sich vor allem in dieser Ansicht. Das Bild wurde diesmal von unten gegen den Waldrand und die Wiese hin aufgenommen.

21. November

Ende November ist es nun bereits sehr viel kühler. Die Ameisen haben die Aktivität weitestgehend eingestellt. Dementsprechend ist die Kuppel nun nicht mehr so gepflegt und Spechte haben bereits erste Löcher in die Hülle gegraben, um nach versteckten Ameisen und Käferlarven zu suchen.

 

5. Dezember

Der erste Schnee ist gefallen. Reste davon liegen noch auf und um das Nest herum. Die Nadeln auf der Oberfläche sind nun bereits sehr dunkel verfärbt und werden nicht mehr ersetzt oder umgeschichtet. Die eingebauten hellen Steinchen fallen umso deutlicher auf und die helleren Nadeln sind wohl mehrheitlich ohne Zutun der Ameisen von den ausladenden Ästen der Douglasie über dem Nest abgefallen.

 

12. Dezember

Hier sind auf der Oberfläche deutlich eine Reihe tiefer Spechtlöcher zu sehen wie zu Beginn des Jahres. Damit schliesst sich der Kreis.

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Kommentare: 4
  • #1

    Marianne (Dienstag, 19 Dezember 2023 02:23)

    Super! Ich liebe solche "Jahresabläufe" / Vergleichsreihen. Danke für deine Arbeit Reto.

  • #2

    Sibylle (Donnerstag, 21 Dezember 2023 14:12)

    Tolle Idee und einmal mehr unglaublich, was die Ameisen leisten. Danke

  • #3

    Urs (Mittwoch, 24 Januar 2024 14:13)

    Sehr interessant, ich habe auch Nester mit ähnlichem Verlauf.
    Schöner Beitrag, danke Reto.

  • #4

    Hansueli (Donnerstag, 01 Februar 2024 12:32)

    Tolle Bildreihe, was zeigt wie die Ameisen fleissig arbeiten.

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