Sonnungstrauben - ein Zeichen des Frühlings?

Eine Sonnungstraube ist mitunter eines der faszinierensten Phänomene, welches der Sozialstaat der Waldameisen hervorbringt. Sonnungstrauben lassen sich gemäss Literatur im Frühling beobachten. Dann nämlich wenn sich abertausende Arbeiterinnen in einem unvergleichlichen Spektakel dicht beieinander auf die Nestkuppe drängen und einen schwarz-roten "Klumpen" mit teilweise skurrilen Formen bilden. Die Waldameisen erwärmen sich unter den Strahlen der Frühlingssonne und heizen sich bis zu 40 Grad Celsius auf. So erhitzt, krabbeln sie zurück ins Nest und werden zu "Wärmeträgern". Indem sie immer wieder in die Sonne gehen, sich aufwärmen und die Wärme ins Nest tragen. Eigentlich ein perfekter Prozess, um das Nest im Frühling nach dem kalten Winter aufzuwärmen. Doch wer Ameisennester regelmässig auch im Winter beobachtet, hat mit Sicherheit auch festgestellt: Sonnungstrauben kommen schon lange nicht mehr nur im Frühling vor. 

 

Peter Berchtold wollte es genauer wissen. Ausgerüstet mit Infrarot-Rot Thermometer und viel Zeit hat er verschiedene Nester an Tagen mit unterschiedlichen Wetteredingungen besucht und erstaunliches beobachtet. Lest hier was Peter zu den Sonnungstrauben im Winter herausgefunden hat!

 

Und macht euch auch auf den Weg zur Suche nach Sonnungstrauben, vielleicht ist jetzt gerade der richtige Zeitpunkt. Meldet uns unten im Blog wo, wann und bei welchem Wetter ihr Sonnungstrauben beobachten konntet. Oder sendet mir ein Foto von der Sonnungstraube. Das werde ich gerne aufschalten.

 

Für diesen spannenden Beitrag bedanken wir uns ganz herzlich bei Peter. Ich wünsche allen viel Glück bei der Suche nach Sonnungstrauben.

 

Isabelle Glanzmann

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Kommentare: 5
  • #1

    Raphael (Donnerstag, 10 Februar 2022 13:00)

    Toller Blog Beitrag.

  • #2

    Peter Hostettler (Donnerstag, 10 Februar 2022 21:14)

    Ich war am 5. 2. 2022 zufällig ebenfalls mit einem Thermometer unterwegs. Ich besitze einen Infrarotthermometer von TFA Dostmann, damit kann ich schnell und berührungslos die OberFlächenTemperatur (OFT) messen.
    Die Resultate meine Messungen vom 5.2.2022 decken sich weitgehend mit denjenigen von Peter.
    • Die Polyctena sind ab 5° Lufttemperatur bereits auf dem Nest zu sehen. Rufa findet man da noch keine.
    • Die Sonnungstrauben bilden sich ab eine OFT von 15° und lösen sich unter 12° wieder auf.
    • Ich habe auf den Sonnungstrauben OFT bis 28° gemessen.
    • Die Ameisenstrassen werden bei einer OFT von 6° belaufen. Der Stamm des Belaufbaums (Föhre) hatte an der besonnten Seite eine OFT von 32° und die Ameisen sind sehr flink nach oben gelaufen, aber noch keine retour.

    Schon am 1.1.2022 (Neujahr) hatte ich meine Ameisen in der Huppergrube besucht. Das Wetter war seit Weihnachten sonnig und warm, LuftTemperatur (LT) im Microklima Huppergrube rund 10°.
    • Lau-10 Polyctena: Die grossen Sonnungstrauben hatten eine OFT von 22°. Die Föhren wurden belaufen, die besonnte Föhre hatten einen OFT von 25° – 35° und die Ameisen eilten flink den Stamm empor.
    • Lau-08 Polyctena: Das Nest liegt schön an der Sonne, OFT 20° - 24°. Es sind grosse Sonnungstrauben zu sehen. Die Föhren werden belaufen, OFT an den besonnten Föhren 28° - 40°.
    • Lau-13 Rufa: Am Sommernest keine Ameisen zu sehen. In der Umgebung des Winternests sind doch einige Ameisen (100 - 500) zu sehen, es bilden sich aber keine Sonnungstrauben. OFT 23° im Gras, wo die Ameisen umherlaufen.

    Heute 10. 2. 2022 habe ich im Vorbeigehen meine Rufas besucht, (hat leider keinen Thermometer dabei). Lufttemperatur 11° (gemäss Bundesamt für Meterologie) sonnig, leichter Nordwind.
    • Lau-09 liegt in einem schön besonnten Holzstapel. Es hatte viele Ameisen unterwegs und die Futterstrassen wurden bereits belaufen. Da der Holzstapel vermutlich durchgehend aufgeheizt war, haben sich keine Sonnungstrauben mehr gebildet.
    • Lau-27 als Ableger von Lau-09 liegt 50m westlich im Wald. Dieses Nest weist schwere Schäden auf, vermutlich von Marder ausgekratzt, trotzdem haben sich hier viele und sehr grosse Sonnungstrauben gebildet. Die erweiterte Umgebung wird bereits belaufen, ebenso die Strasse zu Lau-09.

    Lausen, 10.2.2022 Peter Hostettler

  • #3

    Andres Klein (Montag, 14 Februar 2022 09:02)

    Lieber Peter, Ich gratuliere, das ist eine Superarbeit!

  • #4

    Peter Hostettler (Montag, 28 März 2022 17:14)

    Heute 28.März 2022 Nachmittag 14-16 Uhr war ich unterwegs. Es geht wohl heute eine lange sehr sonnig, äusserst trockene und warme Periode zu ende.
    Lufttemperatur 20°
    Folgende interessante Messungen habe ich heute mit meinem Infratorthermometer gemacht.

    Polyctena in der Huppergrube Lausen:
    • Die OFT der besonnten Nester beträgt 25° - 69°
    • Bis 30° wird gebaut, über 32° wird diese Tätigkeit ganz eingestellt.
    • Bis 38° sind die Ameisen noch auf dem Nest zu sehen, ab 39° ist es den Polyctena zu heiss und sie verziehen sich in kühlere, schattige Seiten des Nests.
    • Die OFT der besonnten Belaufbäume (Föhren) beträgt 25° - 42°. Hier zeigt sich das gleiche Verhalten, die Ameisen meiden die besonnten, über 40° heissen Partien und gehen mehr den abschattigen Partien nach. Es scheint, sie bevorzugen Partien mit 30°, hier rennen sie richtiggehend rauf und runter.

    Pratensis im Hämmerli Lausen
    • OFT am Nest 35° - 56°
    • Die Ameisen sind nur um die Lüftungs- und Eingangslöcher zu sehen, hier ist die OFT um die 35°
    • Die Bautätigkeit ist völlig eingestellt.

  • #5

    Peter Hostettler (Montag, 10 Oktober 2022 11:10)

    Sonnenbad im Herbst
    Am 7.10.2022 Lau-13, Rufa, Temp: 15 Grad

    Am Sommernest (alter aufgeschichteter Grashaufen), sind nur noch ganz wenige Ameisen zu sehen. Am Winternest sehr viele Ameisen im Gras und auf den Laubblätter zu sehen. Sie sonnen intensiv. Es werden viele Ameisen an die Sonne getragen. Am Winternest keinerlei Anzeichen eines Ameisenhaufens zu sehen, d.h. wenn man dies nicht weiss, so sieht man das Winternest nicht.

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Ameisenschutz beider Basel

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